Wie
in allen EU-Laendern ist für EU-Bürger der Zugang zum
italienischen Arbeitsmarkt verhältnismaessig problemlos. Es
gilt der
Gleichbehandlungsgrundsatz, nach welchem fuer EU-Bürger dieselben
Bedingungen gelten müssen wie fuer einheimische Arbeitsuchende.
Man
benoetigt also weder eine amtliche Arbeitserlaubnis, noch duerfen
Unternehmen die Einstellung von EU-Buergern bestimmter Herkunft
prinzipiell ausschliessen. Es ist nach diesen Bestimmungen
allerdings
zulaessig, angemessene Sprachkenntnisse und Berufsqualifikationen
zu
fordern. Eine Ausnahme des Gleichheitsgebots gilt fuer die
Beschaeftigung im oeffentlichen Dienst, besonders bei Aemtern
mit so
genannten hoheitlichen Aufgaben wie beispielsweise bei der
Polizei.
Hier darf fuer eine Einstellung die italienische Staatsbuergerschaft
vorausgesetzt werden.
Haelt
man sich drei Monate oder weniger in Italien auf - etwa zur
Stellensuche -, ist dafuer keine Genehmigung erforderlich.
Allerdings
muss man seinen Aufenthalt - unabhaengig von dessen Dauer -
bei der
oertlichen Polizeipraefektur (Questura) melden ("anzeigen").
Dies muss
bereits innerhalb der ersten acht Tage nach Ankunft in Italien
erledigt werden.
Will man laenger als drei Monate in Italien bleiben, so benoetigt
man
eine Aufenthaltserlaubnis. Diese steht einem (unter anderem)
dann zu,
wenn man ein Arbeitsverhaeltnis nachweisen kann; Familienangehoerige
haben den gleichen Anspruch auf eine Aufenthaltsgenehmigung.
Die
Aufenthaltserlaubnis wird fuer die Dauer des
Beschaeftigungsverhaeltnisses erteilt, bei unbefristeten Vertraegen
zunaechst fuer fuenf Jahre. Die Antraege auf Aufenthaltserlaubnis
werden ebenfalls bei der Polizeipraefektur gestellt.
Die
Stellensuche in Italien funktioniert praktisch genauso wie
in
Deutschland. Fuer die offizielle Stellenvermittlung sind die
oertlichen Arbeitsaemter zustaendig. In fast jeder Stadt gibt
es solch
ein "Ufficio di Collocamento", die Adresse laesst
sich im oertlichen
Telefonbuch herausfinden. Als Arbeitsuchender kann man sich
dort in
die Vermittlungsliste eintragen lassen. Die Vermittlung erfolgt
nach
einem Punktesystem.
Besonders
in Norditalien werden zunehmend Personalberatungsunternehmen
von Firmen beauftragt, die die Bewerberauswahl fuer Fach- und
Fuehrungskraefte vorbereiten sollen. Personalberater duerfen
Bewerberlisten fuehren, es kann sich also lohnen, sich um die
Aufnahme
in derartige Listen zu bemuehen. Zeitarbeit hat keinen besonders
hohen
Stellenwert. Die Schwerpunkte liegen hier in den Sparten Tourismus
und
Landwirtschaft.
Sinnvoll
und empfehlenswert ist die Stellensuche auf eigene Faust.
Stellenanzeigen sind in allen regionalen und ueberregionalen
Tageszeitungen zu finden. Leider bekommt man in Deutschland
meist nur
die Auslandsausgaben der Zeitungen, die in der Regel nicht
die
Beilagen mit den Stellenanzeigen enthalten. Es lohnt sich daher,
auf
den Internetseiten der einzelnen Zeitungen vorbeizuschauen,
in einigen
Faellen werden dort auch die Stellenanzeigen veroeffentlicht.
Die
Zeitung "La Repubblica" fuehrt fuer inserierende
Unternehmen eine
Berufsdatenbank. Jobsuchende koennen sich hier kostenlos eintragen
lassen. In der Tageszeitung "Il Sole - 24 Ore" erscheint
dienstags
eine umfangreiche Liste mit freien Stellen, einmal im Monat
gibt es
dort eine spezielle Hochschulbeilage mit Informationen zu Stellensuche
und Bewerbung.
In
Rom erscheinen (vierzehntaegig) zwei englischsprachige Zeitschriften
mit Stellenanzeigen: "Wanted in Rome" und"
Metropolitan". Fachzeitschriften enthalten oft ebenfalls
Stellenanzeigen - haeufig werden hier jedoch Personen mit sehr
speziellen Kenntnissen und Berufserfahrungen gesucht -
Berufseinsteiger haben dann kaum eine Chance. Empfehlenswert
fuer
Hochschulabsolventen sind die zahlreichen Rekrutierungs- und
Jobmessen, die von Studentischen Initiativen oder von
Privatunternehmen organisiert werden. Besondere Berufsberatungs-Bueros
an Universitaeten und Hochschulen sind in Italien sehr selten.
Auch
Initiativbewerbungen sind zu empfehlen. Die Recherche nach
Adressen in Frage kommender Firmen erleichtern Nachschlagewerke
wie "
Kompass" oder eine jaehrliche Beilage von "Il Mondo".
Ein spezielles
Nachschlagewerk fuer Hochschulabsolventen heisst "Azienda
Informa".
Gutes "Networking" ist
bei der Stellensuche wie immer sehr nuetzlich.
Es ist aeusserst hilfreich, persoenliche Bekanntschaften und
sogar
familiaere Beziehungen zu nutzen. Einerseits kann man per
Mundpropaganda fruehzeitig Informationen ueber freie Stellen
erhalten,
andererseits koennen Empfehlungen vertrauenswuerdiger Personen
die
Einstellungschancen deutlich erhoehen.
Gerade an Akademiker werden bei der Neubesetzung von Stellen
sehr hohe
Ansprueche gestellt. Fast immer wird neben dem Studienabschluss
ein
betraechtliches Mass an Berufserfahrung erwartet. Diese Erfahrungen
sollte man schon waehrend des Studiums in verschiedenen Praktika
oder
vielleicht sogar bei einer Nebenbeschaeftigung erworben haben.
Besonders fuer Nicht-Italiener, die sich auf dem regulaeren
Arbeitsmarkt bewerben, ist es sehr hilfreich, moeglichst mehrere
Praktika absolviert zu haben - vorzugsweise direkt in Italien,
zumindest aber in italienischen oder internationalen Unternehmen.
Neben ersten Berufserfahrungen bekommt man bei Praktika fruehzeitig
Kontakte, die spaeter sehr hilfreich sein koennen.
Die schriftliche Bewerbung enthaelt normalerweise ein
Bewerbungsschreiben und den Lebenslauf. Das Anschreiben sollte
nicht
laenger als eine Seite sein und den ueblichen Anforderungen
entsprechen: Bezugnahme auf die Stelle, kurze Erlaeuterung
der
Bewerbungsgruende und Zusammenfassung der spezifischen
Qualifikationen. Im Briefkopf werden der volle Name, die Adresse
und
die Telefonnummer angegeben.
Der Lebenslauf soll moeglichst sachlich gehalten werden. Er
enthaelt
neben den persoenlichen Angaben alle wichtigen Daten zu Ausbildung
und
Schulbesuch. Die Berufserfahrung kann man - ggf. auf einem
gesonderten
Blatt - auch etwas detaillierter (aber trotzdem knapp) darstellen.
Unueblich ist die sogenannte dritte Seite mit ausfuehrlichen
Beschreibungen von persoenlicher Motivation, Karrierezielen
etc. Auch
Hobbys und Freizeitaktivitaeten bleiben besser unerwaehnt.
Ebenfalls
unueblich ist es, ein Passfoto einzufuegen. Maenner sollten
unbedingt
erwaehnen, ob sie bereits Wehr- oder Zivildienst geleistet
haben
(dieser wird in Italien normalerweise vor Berufsbeginn absolviert).
Zeugnisse, Zertifikate, Diplome und aehnliche Bescheinigungen
werden
nicht beigefuegt, diese Unterlagen bringt man zum
Vorstellungsgespraech mit. Seinem Interesse an der Stelle kann
man
etwas Nachdruck verleihen, wenn man dem Schreiben einen adressierten
Rueckumschlag mit ein oder zwei internationalen Antwortscheinen
beilegt.
Das
Bewerbungsverfahren kann sich relativ lange hinziehen, drei
Monate
sind absolut nicht ungewoehnlich. Es werden meist mehrere
Vorstellungsgespraeche gefuehrt, ca. drei bis vier sind ueblich.
Hier
hat man Gelegenheit, sich als passender Kandidat zu praesentieren
und
die persoenliche Motivation, die einen zu der Bewerbung veranlasst
hat, darzustellen. Gern gesehen sind selbstsicheres und dynamisches
Auftreten. Es gilt, mit den persoenlichen Eigenschaften zu
ueberzeugen. Erst wenn man das geschafft hat, wird die berufliche
Qualifikation genauer geprueft. Auf die Kleidung wird besonders
viel
Wert gelegt. Wer sich gut anzieht, zeigt, wie wichtig ihm die
Bewerbung ist.
Grundsaetzlich sind schriftliche und muendliche Vertraege
zulaessig.
In bestimmten Faellen ist jedoch ein schriftlicher Arbeitsvertrag
vorgeschrieben, unter anderem bei Teilzeitbeschaeftigung oder
wenn ein
Tarifvertrag besteht.
Fuer
die Einkommensteuer und die Sozialversicherung sind in Italien
weitgehend die Arbeitgeber zustaendig. Sie leiten die Beitraege,
sowohl den Arbeitgeber- als auch den Arbeitnehmeranteil, eigenstaendig
weiter. Der Einkommensteuertarif ist progressiv gestaltet,
er liegt
zwischen 10% und 51%. Grundlage der Berechnung ist das
voraussichtliche Jahreseinkommen. Die endgueltige Berechnung
erfolgt
am Jahresende. Arbeitnehmer muessen normalerweise keine
Einkommensteuererklaerung abgeben.
Die Meldung zur Sozialversicherung erfolgt ebenfalls durch
den
Arbeitgeber. Die Sozialversicherung umfasst Kranken- und
Mutterschaftsversicherung, Versicherung gegen Arbeitsunfaelle
und
Berufskrankheiten, allgemeine obligatorische Invaliditaets-,
Alters- und Hinterbliebenenversicherung, Arbeitslosenversicherung
und
Familienleistungen.
Die
Leistungen der Kranken- und Mutterschaftsversicherung stehen
allen
zu, die ihren Wohnsitz in Italien haben. Zustaendig ist der
Gesundheitsdienst ("Servizio Sanitario Nazionale").
Man muss sich aber
beim Gesundheitsamt der Gemeinde ("Unità Sanitaria
Locale" - USL)
eintragen lassen, um eine Versicherungsnummer zu bekommen.
Bewerbungsschreiben
und Lebenslauf sollten unbedingt auf Italienisch abgefasst
werden. Wenn moeglich sollte man bei Bewerbungen
seine
Sprachkenntnisse mit Zertifikaten oder Zeugnissen belegen.
In einigen
Regionen wird eine weitere Sprache gesprochen, das sind besonders
Griechisch, Franzoesisch oder Deutsch. Doch selbst wenn man
sich dort
bewirbt, kann man auf Italienisch nicht verzichten.
Informationen zu Stellensuche und Bewerbung in Italien:
* Dialog mit den Buergern - Italien
Laenderinformationen der EU - ausfuehrlich und informativ,
aber leider
unuebersichtlich strukturiert
https://europa.eu.int/scadplus/citizens/de/it/home.htm
* "Dialog mit Buergern und Unternehmen" -
Italien
EU-Informationssystem, aehnlich wie der "Dialog mit den
Buergern",
teilweise identische Inhalte, jedoch nicht ganz so umfangreich;
etwas ansprechender und strukturierter aufgemacht. Einige nuetzliche
Adressen
https://citizens.eu.int/de/de/it/origdest.htm
ESTIA-Projekt der EU zur Foerderung der Mobilität
Informationen zu
Italien (vor allem nuetzliche Links beispielsweise zum Thema
Arbeitsmarkt):
https://www.centrorisorse.org/estia/
* Bundesanstalt fuer Arbeit
EURES Informationsblatt "Arbeiten in Italien (PDF-Datei
mit einigen
interessanten Links und Adressen)
https://www.arbeitsamt.de/hst/international/publinks/publikationen/arbini.pdf
Bewerberseminare Ausland (Ankuendigung dort: "Ueber das
Seminarangebot
in 2003 ist noch nicht abschliessend entschieden. Die Termine
werden
so schnell wie moeglich auf diesen Seiten veroeffentlicht.")
https://www.arbeitsamt.de/hst/international/arbausl/bewerberseminare/index.html
* Eurograduate
Bewerbungstipps fuer Italien, knapp und uebersichtlich, die
Informationen beruhen offenbar auf den Angaben
aus "Dialog mit den Buergern" bzw. "Dialog mit
Buergern und
Unternehmen"
https://www.eurograduate.com/S%20Europe%20folder/planseu.htm#italy
* Auswaertiges Amt
Laender- und Reiseinformationen zu Italien
https://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=14&land_id=67
* Europaeisches Beschaeftigungsobservatorium -
Basisinformationsbericht Italien -
Informationen zur Arbeitsmarktpolitik in Italien (von 1997)
https://www.eu-employment-observatory.net/ersep/i_d/index.asp
* EURES (European Employment Services)
Netzwerk der europaeischen Arbeitsverwaltungen. Hier findet
sich auch
eine europaweite Online-Stellenboerse
https://europa.eu.int/eures/index.jsp